Ausschreibung für die temporäre künstlerische Gestaltung der Fassade des Pavillons im Waltherpark

Ausschreibung für die temporäre, künstlerische Gestaltung/Intervention für die Fassade des Pavillons im Waltherpark mit Fokus auf die Südseite

Kulturverein Vogelweide Einreichfrist: 04. April 2024

Der Kulturverein Vogelweide lädt Künstler*innen zu nachfolgendem Realisierungswettbewerb ein: Das an der vorwiegend südseitigen Wand zu realisierende Kunstwerk soll in einer dem/der Künstler*in freigestellten Art und Weise das Thema Res Publica 2.023 – eine öffentliche Sache aufgreifen. Zur Verfügung steht eine im öffentlichen Waltherpark lokalisierte 7,2 m2 große Pavillonwandfläche, die malerische, zeichnerische, grafische, textliche oder skulpturale Interventionen zulässt. Die Sichtbarkeit aus größerer Entfernung bzw. eine entsprechende Dimensionierung des Kunstobjekts auf der Wandfläche wird gewünscht.

Der/Die Gewinner*in der Ausschreibung erhält bei Umsetzung ein Honorar von € 1.500,00. Weitere € 1.500,00 stehen für Material- bzw. Realisierungskosten zur Verfügung.

Einreichunterlagen:
Projekt-Kurzbeschreibung (max. 1.000 Zeichen)
Ausführliche Projektbeschreibung (max. 5 Seiten) incl. Visualisierung Kosten
Zeitplan für die Umsetzung des Projektes
Angaben zur/zum Künstler*in

Abgabe der Wettbewerbsarbeiten per Postweg bis 04. April 2024, 12.00 Uhr. Realisierung: Ende April/Anfang Mai 2024

Die eingereichten Projekte werden vom Vorstand des Kulturvereins Vogelweide in einer zweitägigen Jurysitzung Anfang  April ausgewählt. Der Beirat besteht aus Personen verschiedenster Bereiche/Disziplinen.

Das Projekt des/der Gewinner*in soll zeitnah umgesetzt werden.

Kulturverein Vogelweide, Innstraße 15, 6020 Innsbruck vogelweide.kultur@gmail.com, www.vogelweide.org

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Die Vogelweide im Jahr 2024

Zehn Jahre Vogelweide. Seit 2014  schafft der gleichnamige Kulturverein im Waltherpark eine Plattform für die künstlerische Auseinandersetzung an und mit einem der spannendsten öffentlichen Orte Innsbrucks. 

Der Schwerpunkt liegt 2024 auf dem Spannungsfeld zwischen digitalen Medienwelten und analogen Schauplätzen. Teils wütende Ränder beschimpfen sich auf den Hochglanzplattformen der Tech-Konzerne, die sich wiederum selbst in erster Linie als Händler für Werbeeinschaltungen verstehen. Eine ohnmächtige Mehrheit beobachtet das Spektakel gebannt und kann den Blick kaum lösen. Gehör finden im Diskurs ist dank eiskalter Algorithmen mit Allergien gegen Zwischentöne schwierig und anstrengend.  Gleichzeitig hängt der Qualitätsjournalismus wirtschaftlich in den Seilen und ist doch so wichtig.

So weit, so bekannt.

Andererseits ist die stille Mehrheit im Lokalen alles andere als untätig. Überall sprießen die Ideen und finden sich engagierte Menschen, die nicht nur reden sondern auch handeln.  Allein in Umkreis von 150 Metern rund um den Pavillon der Vogelweide lächelt ein Umsonstladen dem Kapitalismus freundlich ins Gesicht, bringt eine interkulturelle Sprachschule Menschen und Lebenswelten zusammen und weist ein Supermarkt der seinen Kund:innen gehört in eine Zukunft der nachhaltigen Lebensmittelversorgung.

Diese und viele andere Projekte und Ideen sind klein und manchmal sogar unscheinbar. Aber sie sind wirksam. Kleine trojanische Schafe innerhalb der Stadtmauern.

Der Schauplatz Waltherpark ist mittendrin und auch im zehnten Jahr geht es um Alles: Die Auseinandersetzung mit den großen Themen, das Schaffen kleiner Freiheiten und der Suche nach den richtigen Fragen.

 

Res Publica - eine öffentliche Sache

Wer hat das Recht, die Pflicht und den Mut, die Wahrheit zu sagen?

Michel Foucault in Diskurs und Wahrheit: Die Problematisierung der Parrhesia

Der Kulturverein Vogelweide agiert im Waltherpark in St. Nikolaus und bietet vielfältigen künstlerischen Formaten eine Plattform im Zentrum Innsbrucks. In den vergangenen Jahren konnte sich so die Vogelweide als Kulturort im öffentlichen Stadtraum einen Namen machen. Durch die Bespielung des Parks wird dieser selbst zu einem Experimentierfeld zwischen Kultur und Stadtforschung. Hier werden aktuelle und gesellschaftlich relevante Fragen aus ihrem gewohnten Kontext gelöst, auf unterschiedliche Arten (dar)gestellt und neu ausverhandelt. Im Mittelpunkt steht dabei der Austausch selbst, die öffentliche Debatte. Der Park – und damit der öffentliche Stadtraum als historischer Ausgangspunkt demokratischer Strukturen – wird genutzt, um dessen Potenzial als offene Gesprächsarena sichtbar zu machen und zu stärken.

Vor dem Hintergrund großer gesellschaftlicher Herausforderungen und Chancen ist die Kultivierung einer gleichberechtigten Diskussion von zentraler Bedeutung. Denn egal ob in den Bereichen der Wirtschaft, der Technik, des Umweltschutzes oder in der Entwicklung unserer politischen Kultur finden derzeit auf allen Ebenen tiefgreifende sowie schwer absehbare Veränderungen statt. Unter diesen Umständen stellen sich drängend neue (und alte) Fragen für eine mögliche, auf das Gemeinwohl ausgerichtete Organisation gesellschaftlichen Zusammenlebens. Eine Urszene in der europäischen Geschichte, die diese Fragen archetypisch beinhaltet, ist der frühe Aufstand des (vor)römischen Bürgertums gegen die etruskisch- tarquinische Königsherrschaft 509 v. Chr: Ein gerade entstehendes städtisches Bürgertum reagiert aufgebracht auf die brutale Willkürherrschaft Einzelner und macht die Entscheidungen, die das römische Gemeinwesen betreffen, zu einer von nun an öffentlichen Sache – zur Res Publica. Seitdem sind die Fragen dieselbe geblieben: Wie funktioniert eine lebendige Demokratie? Wo, wie und unter welchen Umständen findet gesellschaftlicher Diskurs statt? Worüber reden wir dabei? Bzw. wer ist mit ‚wir‘ eigentlich gemeint?

Genau an dieser Stelle möchte der Kulturverein Vogelweide einen Beitrag im Sinne der Res Publica leisten. Der Waltherpark in St. Nikolaus soll weiterhin als öffentlicher Ort für kulturellen Austausch und Debatten ohne Scheuklappen stärker in Wert gesetzt werden. Dabei steht die Schaffung einer Plattform für künstlerische Arbeiten, die sich auf unterschiedliche Weise mit wichtigen gesellschaftlichen Fragen der Zeit auseinandersetzt, im Mittelpunkt. Der Park als öffentlicher Stadtraum wird zu einem sozialräumlichen Forschungslabor und Experimentierfeld, das ein vielfältiges Rahmenprogramm umfasst. Egal ob Literatur, Theater, Film, Musik, Kunst oder Theorie – das Programm, immer fordernd, manchmal unbequem, aber stets als offene Einladung für Alle konzipiert, macht aus dem Park eine Anlaufstelle für diverse Kollektive von Stadtbewohner*innen auf der Suche nach Interaktion.

Eben eine öffentliche Sache.